Aus der Gruppe der NERVENKOMPRESSIONSSYNDROME (Druckschäden peripherer Nerven) wurde das Karpaltunnelsyndrom als das häufigste schon erwähnt (s.o. Punkt 1). Meist wird unterschieden zwischen Druckläsionen, die lagerungsabhängig auftreten (z.B. Einklemmung eines Nervs am Oberarm durch ungewöhnlich tiefen Schlaf im Rausch) und solchen Druckläsionen, die an physiologischen Engstellen auftreten (so genannte Engpass- oder Tunnel-Syndrome).
An den Armen ist neben dem Karpaltunnelsyndrom (ein typisches Engpass-Syndrom) die Druckschädigung des Ulnarisnervs an der Ellenbogeninnenseite
nicht selten (ULNARISNEUROPATHIE am Ellenbogen, meist unterteilt in Sulcus-ulnaris-Syndrom und Kubitaltunnelsyndrom). Dies muss z.B. vom so genannten Golf- oder Tennisellenbogen oder
Sehnenscheidenentzündungen abgegrenzt werden. Derselbe Ulnarisnerv kann auch am Handgelenk geschädigt werden (so genannte Druckläsion in der GUYON-LOGE). Dieses Engpass-Syndrom ist allerdings
deutlich seltener als das oben erwähnte Karpaltunnelsyndrom, auch viel seltener als die Ulnarisschädigung am Ellenbogen. Der Radialisnerv wird mitunter im Rahmen eines SUPINATOR-SYNDROMES in
Mitleidenschaft gezogen, dabei kann eine Lähmung mit einer Fallhand auftreten. Beim seltenen INTEROSSEUS-ANTERIOR-SYNDROM wird der Medianus-Nerv am Unterarm geschädigt, die Endglieder von Daumen
und Zeigefinger können nicht gebeugt werden, sensible Störungen fehlen dabei.
An den unteren Extremitäten sind die PERONAEUSLÄHMUNG (Fußheberschwäche durch Nervenläsion unterhalb des Knies) und die MERALGIA PARAESTHETICA
erwähnenswert. Letztere ist wenig bekannt, ein rein sensibler Nerv wird dabei am Leistenband geschädigt und es kommt zu Missempfindungen oder Taubheitsgefühlen an der
Oberschenkelvorderaußenseite. Orthopädische Erkrankungen wie Meniskusschäden, Schleimbeutelentzündungen oder Arthrosen müssen davon unterschieden werden. Fußschmerzen können beim
TARSALTUNNELSYNDROM und der MORTON-METATARSALGIE auftreten.
Die NEUROLOGISCHE DIAGNOSTIK läuft ganz ähnlich ab wie bei den unter 1 bis 4 erwähnten Krankheiten, d.h. ELEKTRONEUROGRAPHIE und ELEKTROMYOGRAPHIE müssen meist miteinander kombiniert werden. THERAPEUTISCH hilft oft Schonung der betroffenen Extremität bzw. Ausschaltung der Ursache, bei chronischen Druckschäden muss auch eine Operation erwogen werden, v.a bei Auftreten einer Muskelschwäche. Außerdem kann festgestellt werden, dass die vielfältigen Nervenkompressionssyndrome oft hinter den von Laien viel zu häufig vermuteten NERVENENTZÜNDUNGEN stecken. Die Entzündung eines einzelnen Nerven (Neuritis) ist eine Seltenheit (!) und kann z.B. bei der durch Zecken übertragenen Borreliose vorkommen. (LITERATUR: Assmus/Antoniadis, Nervenkompressionssyndrome, Steinkopff-Verlag, Heidelberg 2008 oder Mumenthaler/Stöhr/Müller-Vahl, Läsionen peripherer Nerven und radikuläre Syndrome, Thieme-Verlag, Stuttgart 2007, INTERNET: Muscle & Nerve und Journal of the Peripheral Nervous System, beides Zeitschriften)